Um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnissen in die Praxis zu bringen, werden von Pflegeexperten unter Federführung des Deutschen Netzwerks für Qualität in der Pflege (DNQP) in Osnabrück sogenannte Expertenstandards entwickelt. Vor der endgültigen Veröffentlichung wird ein neuer Standard dann in Modelleinrichtungen erprobt – das war jetzt für die AWO Bayreuth mit ihren Hausgemeinschaften beim Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ der Fall.

Für den Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ waren hierfür insgesamt 28 Einrichtungen aus den Bereichen ambulante Pflegedienste, Wohngruppen, Tagespflege, Krankenhaus und stationäre Langzeitpflege ausgewählt worden, darunter die AWO Hausgemeinschaften in Bayreuth. Der Standard war von vielen Pflegenden heiß ersehnt, denn er hat den wertschätzenden Umgang mit Menschen als Ziel, die sich dadurch als Personen mit Bedeutung und Fähigkeiten erleben. Eine projektbeauftragte Pflegefachfrau äußerte beim ersten Treffen in Osnabrück, dass sie für die Einführung extra ein Jahr später in die Rente gegangen sei – denn das wolle sie miterleben.

Ein straffes Programm wurde in den AWO Hausgemeinschaften umgesetzt: Parallel zu Fortbildungsveranstaltungen unter Beteiligung von „Demenz Support Stuttgart“ wurden die Inhalte des Standards vom Qualitätszirkel für die tägliche Arbeit „konkretisiert“, also übersetzt. In vielen Fallbesprechungen erarbeiteten die Kolleginnen und Kollegen aus Pflege und Alltagsbegleitung die sogenannten „Verstehenshypothesen“ für Bewohner: Wie wird vermeintlich unverständliches Verhalten vor dem Hintergrund der Biographie, der Bedürfnisse und der Situation des Bewohners nachvollziehbar? Und welche Strategien helfen dann dem Bewohner, damit er sich verstanden und angenommen fühlt?

Am Ende der Implementierungsphase stand eine Auswertung. Das Audit umfasste die Analyse der Pflegedokumentation und Interviews mit Pflegefachkräften, Bewohnern und Angehörigen. Das Fazit: Durch das über Jahre bereits bestehende Modell der personenzentrierten Pflege waren die Hausgemeinschaften in einer sehr guten Ausgangsposition.

Die Ergebnisse der Implementierungseinrichtungen gingen anonymisiert an das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Mit Spannung wurde erwartet, ob der Expertenstandard in allen Versorgungsbereichen umgesetzt werden kann.

Ende März fand der 21. Netzwerkworkshop in Osnabrück statt. Dort ist der Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ ohne Veränderungen angenommen worden. Gemeinsam mit einer privaten Pflegeeinrichtung (Kaiserslautern) berichtete dort die Projektbeauftrage der AWO Bayreuth, Antje Wagner, in einer Arbeitsgruppe über den Modellversuch.

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